Indienreise 1983 – der Anfang
Ich habe lange gewartet mit der Berichterstattung über unsere Reise 1983 nach Indien. Ich denke jetzt ist die Zeit reif dafür. Es war damals ein grosses Abenteuer, zwei Frauen alleine unterwegs in diesem riesigen Land mit ganz unterschiedlichen Kulturen.
In mehreren Kapiteln werde ich meine Eindrücke und Erfahrungen schildern.
Planung
1983 bin ich zusammen mit meiner damaligen Partnerin Doris nach Indien aufgebrochen.
Indien, weil man uns das so geraten hatte. Wir wollten 3 Jahre auf Weltreise gehen. Ich hatte mein Studium beendet, Doris hatte genug von der Arbeits-Hektik im Alltag von Zürich. Geraten hatte man uns zu Indien, weil dort die Kosten am niedrigsten sein würden und wir wohl die tollsten Eindrücke mitnehmen könnten.
Ich wollte meine Dissertation in Philosophie schreiben, das Thema war zwar noch unbekannt, sicherlich jedoch etwas zu “Existenzialismus” oder -wie ich es damals nannte- “Aussteiger”.
Die Vorstellung von morgens bis abends in einem Büro zu sitzen, machte mir Angst. Bis dahin hatte ich bei der Schweizerischen Bankgesellschaft in der EDV-Abteilung Handbücher für das Rechenzentrum geschrieben.
Der ursprüngliche Reiseplan sah vor, dass wir auch andere Länder in Asien bereisen und in Indien anfangen würden. Vorgesehen war, dass wir auf dem Landweg bis nach Tibet reisen wollten. Zuvor war ein Projekt gescheitert, bei welchem ich an archäologischen Arbeiten in Tibet mitwirken wollte. Da die Projektleitung eine Beteiligung meiner Partnerin ablehnte, hatte ich verzichtet.
Januar 1983 Abflug nach Bombay
(Mumbai, bis 1996 offiziell Bombay, ist die Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra in Indien und die wichtigste Hafenstadt des Subkontinents.)
Wir starten bei Schnee und Eis auf dem Flughafen Zürich in unser grösstes Abenteuer.
Unser Flug nach Bombay sah eine Zwischenlandung in Prag vor. Wir mussten 8 Stunden ausharren, durften das Gelände nicht verlassen, waren in einem geschlossenen Raum.
An den Fenstern tauchten immer mehr Menschen auf, die Zettelchen an die Scheibe pressten. Wir gingen hin. Auf den Zettelchen standen Hilferufe, Adressen von Angehörigen, welchen offensichtlich die Flucht aus der Tschechoslowakei gelungen war, die informiert oder kontaktiert werden sollten. Mir gefror fast das Blut in den Adern.
Wir konnten nichts tun, auch nichts fotografieren oder Notizen machen. Das Wachpersonal in unserem Raum pfiff uns von den Fenstern weg.
Ich hatte bislang keine Vorstellung von diesen kommunistischen Diktaturen im Osten. Klar, man liest Zeitung und der Prager Frühling 1968 war auch mir ein Begriff. Damals hatte ich einen Wimpel mit der Tschechischen Flagge an meinem Fahrrad, aus Solidarität. Es kamen auch viele Flüchtlinge in die Schweiz.
Endlich ging es dann weiter nach Bombay.
Angekommen, völlig übermüdet stehen wir stundenlang Schlange vor dem Zoll in brütender Hitze und stickig schwüler Luft. Als wir durch waren, nahmen wir ein Taxi in die Innenstadt, liessen uns zu einem Hotel fahren, welches uns empfohlen wurde.
Überraschung
Im Hotel angekommen entdeckten wir:
Unsere Rucksäcke sind leer!
Wir hatten auf Anraten, Tauschobjekte und Geschenke mitgenommen; Kugelschreiber, Jeans und T-Shirts, alles war weg. Wo es gestohlen wurde, konnten wir natürlich nicht feststellen. Insgeheim hoffte ich, dass uns die Sachen bereits in Prag gestohlen wurden, die Leute taten mir immer noch leid.
Bombay
Auf dem Zimmer schliefen wir zunächst sofort ein. Die Reise, die grosse Hitze und die Zeitverschiebung sandten uns in einen komatösen Schlaf.
Das Hotel war nicht das, was wir gewöhnt waren.
Als wir aufwachten erkannten wir, dass es nicht wirklich Wände gab, sondern so eine Art Holzverschlag, an der Decke hing ein riesiger Ventilator, der für alle Räume gedacht war. Um uns herum gab es wohl noch weitere 3 Zimmer mit dieser gemeinsamen Decke und Holzwänden, die nicht ganz bis unter die Decke reichten.
Es gab ein gemeinsames Lavabo für alle Hotelgäste und ein gemeinsames Klo. Keine Details!
Wir wollten solange in Bombay bleiben, bis wir Schiffstickets nach (Panjim) Goa hatten.
Zwei Tage sollten dazu ausreichen.
Wir besuchten die Elephanta (Insel), die in der Bucht vor Bombay liegt mit einem Ausflugsboot.
Auf der Insel befinden sich mehrere Höhlen, wovon eine mit ihren aufwendig aus dem Fels heraus gehauenen Shiva-Skulpturen zu den bedeutendsten Werken hinduistischer Bildhauerei überhaupt gehört.
Da die Inder sich nach ihrem “Geschäft” ihren Allerwertesten mit Wasser und der Hand wuschen, merkten wir sehr schnell, dass Toilettenpapier sozusagen nicht zu kaufen war und auch in unserem Hotel nicht vorkam. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns einen kleinen Vorrat in einem Luxushotel am Hafen zu holen. Dafür tranken wir dort immer einen nach Kardamom duftenden Tee zu einem vollkommen überrissenen Preis.
WERBUNG
Wer gerne weiter liest, sollte sich bitte in der rechten Spalte eintragen, um regelmässig informiert zu werden, wenn ein neuer Beitrag erscheint. Vielen Dank !
Interessant! Doch eines verstehe ich nicht. Du schreibst, dass Eure Rucksäcke bei der Ankunft im Hotel leer waren, allerdings schreibst Du das iemlich emotionslos udn erwähnst nur die Geschenke, die Ihr mitgenommen hattet, um sie zu verschenken. Was war mit Euren persönlichen Dingen, Zahlbürste, Unterwäsche usw.? War das auch alles weg?
LG
Ulrike
Liebe Ulrike,
die Frage ist berechtigt. Im Nachhinein und was noch folgen wird, kann ich dem tatsächlich keine Emotion abgewinnen. Es sind nur “Sachen” ohne Bedeutung. Die Wertsachen waren alle im Handgepäck, Photo etc und für den täglichen Bedarf die Dinge auch.
Und tatsächlich es wurden nur diese Dinge, Kugelschreiber und Jeans etc. gestohlen, unsere privaten Sachen waren noch da, aber das war auch nicht wichtig, weil alles ersetzbar. Auf eine Reise für 3 Jahre nimmt man kaum Kleider mit.
Nachtrag: Wir hatten auch noch je einen Koffer, da waren z.B. meine Bücher drin 🙂