Indien Teil 15 Karneval

Lesezeit: 3 Minuten

Rosenmontag

Montag, 14. Februar 1983 ist Karneval.

Ich und Doris ebenso wenig, konnten noch nie etwas damit anfangen, aber hier? Ach ja es gibt auch wieder Böller und Feuerwerk zu kaufen!

Am Strand wurde am Abend zuvor ein grosses Zelt aufgebaut. Es lief non stop extrem laute Discomusik, welche die ganze Bucht und das Dorf beschallte.  Es wurden Stände aufgebaut, an welchen Süssigkeiten feilgeboten werden. Die ganze Nacht war der reinste Horror. Die Hunde heulen, die Krähen schreien, die Kinder weinen, die Eltern schreien und schlagen sie, die Kinder.

Karneval 1983 Calangute (c) Corinne I. Heitz
Karneval 1983 Calangute (c) Corinne I. Heitz

Unsere Nachbarskinder tragen Masken und haben sich verkleidet.

Die Schweine legen ihre Eier, wenn die Sterne pfeifen [i]

Unser Hausschwein ist hoch trächtig und will andauernd zu uns ins Haus herkommen. Das gibt extremen Zoff mit Shiva, der das Haus als sein Eigen betrachtet und das Schwein verjagen will, dieses wiederum stellt dieselben Ansprüche an das Territorium und schwups steht die Sau, samt der ganzen Kloake am Leib, bei uns in der Küche.  Die beiden haben mächtig Streit, Shiva schreit wie am Spiess und die Sau ist hoch aggressiv. Shiva wird aus dem Haus verbannt und muss ab jetzt draussen bleiben, denn mit der Sauerei, kann es so nicht weitergehen.

Panjim

Schon als wir aufstehen ist es extrem heiss. Beide können wir wieder einmal nur Tee trinken, Bauchschmerzen und Durchfälle plagen uns.  Wir fahren später mit dem Bus nach Panjim, um das Motorrad zu bestellen.  Wir lassen uns die Bankdaten geben und werden das Geld überweisen.

Wir haben in weiser Voraussicht bereits bei Ankunft in Goa, ein Bankkonto eröffnet.  Mit einem Dauerauftrag kommen monatlich 500 CHF auf das indische Konto direkt von unserem Konto in der Schweiz. Das hatten wir vorab mit der Bank in der Schweiz so besprochen und haben nach Ankunft nur noch die Bankverbindung via Post mitteilen müssen. So können wir verhindern, dass wir mit zu viel Bargeld unterwegs sind und es uns aus den Taschen gestohlen würde.  Abheben hat jedoch seine Tücken, man bedenke es gibt noch keine Geldautomaten!

Am Schalter zeigen wir jeweils unser Bankbüchlein und müssen uns ausweisen. Dann wird in riesigen Folianten nach unserem Konto gesucht und von Hand der neue Saldo eingetragen.  Der Vorgang findet dreifach statt, zum einen auf unserem Konto, zum anderen im Konto der Bank und zum Dritten im Kassenbuch.  Dann wird der Betrag in unser Büchlein eingetragen und der Saldo von Hand neu berechnet. Bei Abhebungen auf einer anderen Filiale wird telefoniert, um eine Saldoabfrage zu tätigen. Der ganze Vorgang, wie oben beschrieben, findet dann am anderen Ende des Telefons statt. Dauer einer Abhebung: Gut eine Stunde.

 

Anschliessend schauen wir uns ein wenig in der kleinen Stadt um und besuchen das Museum.  http://goamuseum.gov.in/home.html . Wir sehen ein paar Exponate aus der frühen Periode vor der Kolonisation durch die Portugiesen, einige Heiligenbildchen und Holzstatuen christlicher Natur sowie sehr schöne  Statuen hinduistischer Gottheiten.  Wirklich amüsant ist die geologische Abteilung, es finden sich ein paar Muscheln und Kristalle vor allem ein paar Sandhäufchen und Sedimente.

Krankenstation

Als wir mit dem Bus zurückkommen finden wir bei der Marienstatue ein kleines Hündchen, das ganz fürchterlich weint und jammert. Jemand hat es dort ausgesetzt in der Hoffnung, dass Maria es schon richten würde. Wir nehmen ihn mit, auch wenn wir schon ahnen, dass er eventuell noch viel zu klein ist, um ohne seine Mutter zu überleben.

Shiva und der kleine Hund (c)1983 Corinne I. Heitz
Shiva und der kleine Hund (c)1983 Corinne I. Heitz

Shiva freut sich über den kleinen Zuwachs.

Zuhause erwartet uns für die nächsten 3 Tage der unerträgliche Lärm vom Karneval.  Wir machen gross Reine, nachdem die Sau im Haus war. Zu unserem Erstaunen finden wir unter einem Stein am Hauseingang einen Reserveschlüssel für unser Haus.  Ob es böse Absicht oder nur Fahrlässigkeit unserer Vermieterinnen ist, können wir nicht abschätzen, sind aber froh, dass wir von Anfang an zusätzlich unser eigenes Vorhängeschloss angebracht hatten.

Der Kanadier von nebenan war zum x-ten Mal auf seiner Botschaft in Bombay, um einen neuen Pass zu bekommen. Auch diesmal ohne Erfolg. Es gibt wohl keine Bürgen, die ihm dem Heimflug bezahlen würden, die Botschaft, möchte das nicht übernehmen. Kein Pass, keine Reise, keine Anerkennung der Staatsbürgerschaft.  Weil er also schon schlecht drauf war, kam er rüber und beschimpfte uns auf Gröbste. Wir sollen aufhören Toilettenpapier zu verwenden, es störe ihn kolossal, dass wir uns nicht anpassen wollten.  Ihn störe es, wenn die Schweine mit Klopapier dekoriert in der Gegend rumlaufen würden. Knapp aber freundlich sagte ich: “Es ist Karneval, auch für Schweine”!


Fortsetzung

Den ganzen Reisebericht beginnen hier: Teil 1

[i] Originalzitat aus meinen Notizen zum 14.2. 1983 © Corinne I. Heitz

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