Indien Teil 22 Schulen

Lesezeit: 4 Minuten

Hitze

Es ist jetzt unerträglich heiss, Tag und Nacht. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass es am frühen Morgen aus den Palmen regnet, obwohl der Himmel strahlend blau und wolkenlos ist. Da wir nicht genug trinken können, schwitzen wir schon längst nicht mehr. Unsere Körper haben Mühe mit der Hitze und nur kaltes Wasser hilft, das Meer hat davon zum Glück genug.

Durch die Feuchtigkeit tauchen Tiere auf, die wir bislang nicht gesehen hatten. Aus der noch nassen Erde kriechen morgens Kröten,

Erdkröte, Calangute 1983 (c) Corinne I. Heitz
Erdkröte, Calangute 1983 (c) Corinne I. Heitz

in den Kokospalmen hören wir Papageien schreien und ganz selten können wir auch einen oder mehrere sehen.

Krankenstation

Heute ist Alarmstufe rot auf der Krankenstation.  Dominic, der Junge unserer Vermieter liegt bewusstlos vor dem Haus.  Es herrscht grosse Aufregung bei allen. Ich beuge mich über den Jungen, er atmet, schaut komplett normal aus, liegt einfach nur da. Ich sehe auch keine Verletzungen. Doris schwingt sich aufs Motorrad und versucht, den Arzt zu finden. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen beide mit ihren Motorrädern angebraust.  Der Arzt steigt ab und kommt ganz lässig zu mir und Dominic. Er bückt sich kurz und konstatiert: “Er ist ein bekannter Epileptiker, wenn es so heiss ist, passiert das schon mal”. Er holt ein Fläschchen Riechsalz und schwupp ist Dominic wieder bei uns. Ich unterhalte mich noch eine Weile mit dem Arzt, es gibt wohl etliche epileptische Kinder hier, wahrscheinlich wegen der vielen Drogen, welche irgendwie in die Menschen gekommen sind, entweder durch eigenen Konsum oder über den Konsum von Schweinefleisch. Diese Kinder dürfen in der Regel die Schule nicht besuchen, damit es zu keinen Zwischenfällen kommt. Dominic hat das grosse Privileg der Worldvision Patenschaft, seine Medikamente werden bezahlt und deshalb hat er kaum Anfälle, was ihn dazu berechtigt, die Schule trotz Krankheit zu besuchen.

Schulen

Um in einem Land wie Indien etwas zu verändern, muss Bildung vermittelt werden.

Es ist wichtig, dass Menschen zunächst einmal lesen und schreiben können. Die Statistik für Indien zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Fast 40% der Frauen  sind im Jahr 2015 noch Analphabetinnen. Gerade Mädchen und Frauen haben es sehr schwer, Bildung zu erhalten. Sie werden entweder schon früh zwangsverheiratet oder müssen zuhause helfen oder für wenig Geld arbeiten gehen.  Erschwerend hinzu kommt das Kastenwesen, welches nur der privilegierten Oberschicht gestattet, private Eliteschulen besuchen zu können.  Wenn wir vergleichen mit dem Jahr 1981, also die Zeit in welcher wir Indien bereist hatten, so waren es damals gerade mal nur 40% aller Inder, die lesen und schreiben konnten https://de.statista.com/statistik/daten/studie/170863/umfrage/alphabetisierung-in-indien/ 

Dieser Wandel ist nur möglich geworden durch viele private und Nicht-Staatliche Organisationen (NGO), die mithelfen, dass Kinder in die Schule gehen können. Auch reiche Inder im Ausland gründen Schulen und Universitäten in ihrer Heimat.

Seit vielen Jahren unterstütze ich  ein privates Schul-Projekt in Indien, welches Kindern ermöglicht, zur Schule zu gehen. Mit 165 SFr. kann ein Kind ein ganzes Jahr zum Unterricht gehen, inklusive Kleidung, Verpflegung und Schulbücher.

(c) Palayam-School, India
Selbstbewusste Mädchen (c) Palayam-School, India

Ich kenne Verena Brons, die Präsidentin des Förder-Vereins der PALAYAM-School, persönlich. Sie ist Garantin dafür, dass die gespendeten Gelder wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Seit Jahren wächst die Schule.  Letztes Jahr hat die Schule die staatliche Anerkennung erhalten, sodass die Abgänger-Innen mit einer staatlich anerkannten Matura (Abitur) abschliessen können und somit den Zugang zu allen Universitäten erhalten.

Mehr Informationen finden sich im Jahresbericht 2016-2017 der Palayam-Schule. 

Das Land braucht neue, gebildete Menschen, um sich grundlegend verändern zu können. Es gibt noch sehr viel zu tun.

“Nicht die soziale Revolution schafft neue Menschen, neue Menschen schaffen die soziale Revolution” – Gandhi


Besuch beim Arzt

Wir hatten Stuhlproben auf Würmer untersuchen lassen, das Ergebnis war negativ, dies obwohl wir die Würmer von blossem Auge sehen konnten. Erneut machen wir eine Wurmkur und lassen uns zusätzliche Tabletten mitgeben, um auf der kommenden Reise ausgerüstet zu sein.  Wir lassen uns von dem Arzt namens Dr. Edelweiss bezüglich Krankheiten insbesondere Malaria beraten und erfahren, dass wir ausser im Süden Indiens wohl keine Prophylaxe bräuchten. Wir hatten aus der Schweiz Fansidar mitgenommen, welches wegen seiner schweren Nebenwirkungen seit 2008 vom Markt genommen wurde.

Vorbereitungen

In Indien ist Helmpflicht, also müssen wir uns noch Helme kaufen. Wir können uns nicht vorstellen bei der sengenden Hitze einen geschlossenen Motorradhelm zu tragen.  So kaufen wir uns gelbe Bauhelme, die werden uns bei einem Unfall zwar nicht wirklich schützen , jedoch erfüllen sie ihren Zweck zum einem dem Gesetz zu genügen und zum anderen als Sonnenschutz.

Auf dem Heimweg halten wir bei dem Haus, wo wir die erste Nacht in Goa verbracht hatten. Wir fragen, ob wir unsere Sachen hier einstellen könnten, solange wir mit dem Motorrad unterwegs sein werden. Man zeigt uns einen kleinen Raum, wo wir alles lagern können. Wir nehmen dankend an und zahlen für 3 Monate im Voraus, den Rest würden wir bei Abholung bezahlen.

Wir halten noch beim Haus des Deutschen und verabreden uns für den nächsten Tag.

 


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Fortsetzung

Den ganzen Reisebericht beginnen hier: Teil 1


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Auch über Kommentare zu meiner Erzählung würde ich mich sehr freuen 🙂


 

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