Leipzig, eine Stadt mit Charme
Ich bin am Wochenende (7./8. Juli 2018) nach Leipzig gefahren, um mich mit einer Professorin für Mikrobiologie zu treffen. Es handelte sich somit um eine Geschäftsreise. Sinn des Treffens war mein Fachbuchprojekt “COMT-Polymorphismen” und der generelle Austausch, weil wir schon länger zusammenarbeiten und es einfach Zeit wurde für ein persönliches Gespräch.
Um es vorweg zu nehmen, das hier ist keine Werbung, weder für die Stadt noch für ein Hotel noch für die rote Tour (Busrundfahrt), auch wenn das alles im Text erwähnt wird. Keiner hat mich jemals dafür bezahlt 🙂
Ankommen
Ich bin von Nürnberg mit dem ICE gefahren und kam, wie so oft, mit eiskalt klimatisierten Füssen bei gefühlten hochsommerlichen Temperaturen an. Im Bahnhofsgebäude lungerten seltsame Gestalten herum, gothic people und stark Tätowierte, was sich jedoch schnell erklärte, denn “Guns and Roses” gaben an dem Tag ein Konzert.
Ich habe mir ein Hotel direkt gegenüber des Hauptbahnhofs ausgesucht, damit ich nicht lange mit meinem Koffer in der mir noch unbekannten Stadt herumirren müsste. Ich wählte das Seaside Parkhotel.
Schon beim Empfang fühlte ich mich herzlich willkommen. Die Dame war mehr als nur freundlich. Zu meiner Überraschung erhielt ich ein Upgrade und ein besseres Zimmer für den gleichen Preis.
Der Lift war ebenso überraschend!
Oh und dann die vielen Knöpfe! Ich sollte in die 6. Etage sah aber nur Knöpfe bis 4. Ich stieg bei 4 aus und holte einen anderen Fahrstuhl. Da entdeckte ich die kleinen Knöpfe über den sehr grossen Knöpfen 1-4 (ich schmunzelte, denn zum Glück hat mich niemand gesehen).
Ich hatte in der Tat ein sehr schönes Zimmer, mit Blick in den Innenhof und Ausblick auf das Wintergarten-Hochhaus, welches mit dem Logo der Leipziger Mustermesse (MM) gekrönt ist. Das Haus heisst übrigens so, weil es an der Wintergartenstrasse steht.
Weil ich nicht viel Zeit hatte bis zu unserem Treffen, entschied ich mich dafür, eine Stadtrundfahrt mit dem Touristenbus zu machen.
Stadtrundfahrt
Ich habe mich für die rote Tour entschieden, es gibt auch eine grüne, die mehr ausserhalb der Stadt fährt. Die Tour dauert gut 2 Stunden und startet direkt neben meinem Hotel.
Man spricht Sächsisch! Ich mag diesen Sound, vielleicht weil die Urväter meiner Familie väterlicherseits aus Harzgerode in Sachsen-Anhalt stammen und mein Ururgrossvater als Doppelbürger Schweiz und Deutschland in Dresden lebte. Ich habe auch ein wunderschönes Wort gelernt: “Modschekiebchen” das heisst Marienkäfer.
Auch hier verblüffte mich diese unerwartete herzliche Freundlichkeit.
Ich zähle jetzt nicht alle Sehenswürdigkeiten auf. Einige Highlights gab es jedoch für mich, zum Teil auch irgendwie völlig Neues, vielleicht, weil mein Geschichtslehrer versagt hatte, als es um Napoleon ging (nicht nur da!).
Das Völkerschlacht-Denkmal (Titelbild) steht für ein grausames Gemetzel, bei welchem Tausende ums Leben kamen und wahrscheinlich auch für ein bedeutendes Stück Geschichte Europas. Hier wurde Napoleon auf seinem Vormarsch nach Osten aufgehalten und gestoppt.
Die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 war die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege. Dabei kämpften die Truppen der Verbündeten, im Wesentlichen Russland, Preußen, Österreich und Schweden, gegen die Truppen Napoleon Bonapartes. (Quelle Wikipedia)
Wir fuhren unter anderem auch an Schillers Wohnhaus vorbei.
Was mich am meisten verwunderte, war der Umgang mit der DDR-Zeit. Irgendwie hat diese mit dem heutigen Leipzig nicht mehr viel zu tun. Es wurde vornehmlich von der Gründerzeit gesprochen, die Zeit in welcher Leipzig eine grosse Handelsmetropole Europas war. Es wurde Industrie angesiedelt und Leipzig war eine blühende Stadt.
Natürlich gibt es noch sichtbare Spuren der DDR-Zeit in Leipzig. So zum Beispiel das ehemalige Hotel Astoria am Bahnhof, das vollkommen verrottet dasteht und wartet, bis es aus seinem Dornröschenschlaf wach geküsst wird. Das alte Gelände der Leipziger Messe oder mit weniger Ruhm, das Archiv des Bundesbeauftragten für Stasi Unterlagen.
Gleich daneben befindet sich die Nationalbibliothek Deutschlands. Ein bisschen fühlte ich mich stolz, dass in diesen Mauern vier meiner Werke lagern. Ich hatte alle meine Bücher an die Leipziger Buchmesse geschickt, wo sie im Rahmen einer Sammelausstellung von Kleinverlagen gezeigt wurden, danach kamen sie in diese Bibliothek.
Ich jedenfalls hatte das Gefühl, dass diese Stadt sich vom Russ und der dunklen Zeit der DDR befreit hat. Plattenbau sieht man zwar noch, es wurde aber alles saniert. Wie uns der Tourguide versicherte, seien diese Wohnungen auch bezahlbar.
Das Treffen
Das Treffen mit Frau Professor war sehr entspannt, kein Wunder bei diesen sommerlichen Temperaturen. Wir sassen irgendwo im Herzen Leipzigs in einem Kaffee. Ich bestellte mir eines der vielen in Leipzig gebrauten Biere, weil ich bis um 15.00 Uhr eigentlich ausser dem Frühstück in Nürnberg noch nichts gegessen hatte (Bier ist flüssiges Brot, sagt man).
Ich erfuhr, wesentliche Dinge für meine Arbeit und ich glaube Frau Professor auch. Sicherlich ist es für eine Naturwissenschaftlerin nicht immer einfach, wenn ich von dem spreche, was ich fühle und es dann aber bei ihr im Labor verifiziert wird. Sie sprach mindestens zwei essenzielle Sätze für mich, welche von grosser Tragweite sind. Ebenso wurde ich in meinem Verdacht bestätigt, dass ein gewisses Labor, wohl nicht realistische Werte liefere.
Wir gingen gemeinsam zum Abendessen zum Markt. In einem der vielen Restaurants gab es typisches sächsisches Essen. Kurz vor Sieben verabschiedete sie sich, sie musste ja zurück nach Magdeburg fahren.
Abendbummel
Es bleibt mir noch Zeit für einen Bummel durch die Altstadt. Vorbei an Auerbachs Keller, wo dazumal Goethe zu speisen pflegte und sein alter Ego Faust im ersten Teil in Szene gesetzt wird.
Ich kaufe mir ein Eis und schlendere zu der berühmten Nikolaikirche, die wollte ich unbedingt sehen.
Im Herbst 1989 war die Nikolaikirche zentraler Ausgangspunkt der friedlichen Revolution in der DDR mit dem anschließenden Mauerfall in Berlin am 9. November 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990.(Quelle Wikipedia)
Überall sassen lachende und fröhliche Menschen in den Gassen Leipzigs. Es ist schön zu sehen, wie eine Stadt nahtlos an die Geschichte von vor der DDR Anschluss findet.
Diese Stadt hat Charme dachte ich.
Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Zug zurück nach Nürnberg.
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Auch über Kommentare zu meiner Erzählung würde ich mich sehr freuen 🙂
Hallo, wunderbarer Bericht, macht Lust inndiese Stadt zu reisen!
Danke