ABC Auszeichnung
Damit ich in dieser Ausbildung auch etwas gefordert würde, hatte ich mich angemeldet zur Spezialausbildung in ABC-Schutz. ABC steht für Atomare, Biologische und Chemische Kriegsführung.
Es wurde einem beigebracht, wie die Schutzmaske zu bedienen ist, das ist ja noch ganz sinnvoll für den eigenen Schutz. Ebenso bekamen wir eine Spielzeug-Plastikspritze, die im Kriegseinsatz durch eine echte Atropin-Spritze ersetzt werden würde. Mit dieser wurde geübt, wie bei einer biologischen oder chemischen Bedrohung das Atropin in den eigenen Oberschenkel zu injizieren sei.
Für die Erkennung von biologischen oder chemischen Kampfstoffen wurde auf dem “Schutzanzug” ein Kontaminations-Papier angebracht. Sollte sich dieses verfärben, musste die Schutzmaske aufgesetzt werden und die Atropin-Spritze gegeben werden.
Bei einem atomaren Angriff gab es Regeln zu befolgen, die in etwa dem entsprachen, was man japanischen oder amerikanischen Schulkindern 1950 im Unterricht vermittelte. Man solle nicht in das Licht schauen, sich ducken und bedecken.
So für mich privat habe ich daraus ein Resümee gezogen: Man kann eigentlich nichts tun, es sei denn, man ist schon vorher in einem Bunker. Die Luftschutzbunker, die wir gesehen hatten, waren jedoch top ausgerüstet. Da gab es für Mensch und Tier sowie auch Fahrzeuge Dekontaminations-Schleusen, bevor man in die eigentliche Anlage gelangte. Es gab ganze Krankenhäuser mit vollständigen Operations-Sälen. Dahin würden wir als Sanitätsfahrerinnen unsere Patienten fahren.
Nach Abschluss der Ausbildung gab es eine
Prüfung
Überprüft wurde das Wissen in der Theorie, schriftlich und mündlich. Es gab jedoch auch einen praktischen Teil. Für mich bleibt das folgende Ereignis, welches sich an der praktischen Prüfung ereignete, unvergesslich.
Wir mussten uns mit der Kampfpelerine -wohlgemerkt ein Regenüberhang mit Gummierung (wasserdicht wie ein Friesennerz) in Vierfruchtdesign – und der Schutzmaske sowie dem Stahlhelm in ein “Kampfgelände” begeben. Es kam (wie erwartet) zum Chemiewaffen-Angriff.
Vorgehensweise: Pelerine an, Kontaminationspapier anheften, Schutzmaske auf, Stahlhelm auf, Atropinspritze raus, ! Jede andere Reihenfolge wäre fatal gewesen. Es gab Verletzte, die waren zu bergen. Sie lagen verwundet in einer Wiese. Um nicht selber angegriffen zu werden, musste die zu Rettenden von hinten durch ihre Arme hindurch gefasst werden und man selber sollte rücklings auf dem Boden, mit der verletzten Person auf die Brust gehoben, durch den Morast robben. Na Bravo!
Das Ganze mit Schutzmaske und Stahlhelm. Ich rutschte auf der verflixten Pelerine andauernd aus, die von mir zu bergende Person war doppelt so gross wie ich und wohl auch viel schwerer. Ich fluchte, denn mit der Schutzmaske im Gesicht bekam ich fast keine Luft. Die zu Rettende war stocksteif und bewegte sich keinen Millimeter.
Da ergriff mich eine immense Wut und Verzweiflung, ich hatte weder Luft noch Kraft für diese Aufgabe. Ich schrie die Person an: ” Wenn Du gerettet werden willst, dann hilfst Du jetzt gefällig mit” Ich hielt zwei Finger an den Hals, prüfte Herzschlag und hielt ihr die Nase zu, damit ich sehe, ob sie atmet. Daraufhin musste sie lachen. Ich erklärte mich: “Wenn Du tot wärst, müsste ich Dich liegen lassen, wenn Du lebst, hilfst Du jetzt mit!” Brav gehorchte sie und half mit, damit wir uns rücklings fortbewegen konnten. Beim Zielpunkt angekommen, kamen zwei weitere Sanitätsfahrerinnen hinzu, wir legten die Verletzte auf eine Bahre und brachten sie zum Auto. Mit Blaulicht und Martinshorn ging es ab zum imaginären Krankenhaus.
Marsch
Am nächsten Tag durften wir länger schlafen, denn es stand uns ein 20 Km Marsch bevor, der erst mittags begann und bis in die Nacht hinein gehen sollte.
Es wurden die Proviant-Rationen verteilt und dann ging es los. Volle Montur, volles Gepäck, am Rucksack baumelte der unvermeidliche Stahlhelm auch die Schutzmasken mussten mit.
Zunächst glich dieser Marsch einer Wanderung, allerdings mit viel zu viel Gepäck. Vor allem der Stahlhelm, der bei jedem Schritt hin und her baumelte, war lästig.
Die Gruppenleiterin ging voraus, machte auf dies oder das aufmerksam, wir hatten mit “gesehen” (vue) zu antworten. Das ging eine Weile gut bis ein Alarm für chemischen Waffenangriff mitten im Wald gegeben wurde. Reihenfolge beachten, und ja zuerst den Rucksack runter! Helm runter, Pelerine an, Schutzmaske auspacken und aufsetzen, Kontaminationspapier an die Pelerine heften, Helm auf den Kopf, Rucksack zu und auf den Rücken und weiter gehen!
Ich: “Hast Du das Reh gesehen?”
Gruppenleiterin: “Vielleicht braucht es Atropin?”
Oh Mist, Rucksack runter, Atropin-Spritze suchen, suchen, suchen….
Das Schönste kommt nicht immer am Schluss nein, hier kommt es in der Mitte.
Gasalarm
In voller Montur kommen wir an eine Lichtung. Dort steht die mir von der Aushebung bekannte Offizierin und lächelt auffallend etwas zu sehr.
Zu fünft sollen wir in eines der Zelte gehen, uns hinsetzten und warten. Tataaaa.. Gasalarm! und diesmal in echt!
Es flog eine Petrade mit Tränengas ins Zelt. Wir sollten ausharren. Ich denke mir, ok, wird schon schief gehen, ich habe ja eine Schutzmaske auf. Das war auch Sinn und Zweck der Übung, die Schutzmasken zu testen. Nach zwei drei Atemzügen merke ich, dass meine nicht dicht ist. Ich mache hustend einen Hechtsprung aus dem Zelt, während ich mir die Schutzmaske vom Kopf reisse. Klar brüllt mich besagte Offizierin an und meinte , ich hätte ausharren sollen. Ich schmeisse mich ins nasse Gras, sobald Tränengas mit Wasser zusammenkommt wirkt es noch stärker (wusste ich nicht). Mich brennt das ganze Gesicht. Sie steht bedrohlich über mir. Als ich erkläre, die Maske sei nicht dicht gewesen nimmt sie mich etwas ernster, dreht sich um und sagt:” Ja das kommt vor“. Ich muss meine Schutzmaske abgeben, die Filter werden jetzt ausgetauscht.
Weiter
Mir hätte der Tag so schon gereicht, aber wir hatten noch einen langen Marsch vor uns.
Wie es wohl weitergeht?
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Ich werde ab jetzt nicht mehr jede Woche schreiben können, es gibt viele Projekte vor allem Buchveröffentlichungen, welche ich vorziehen muss.
Danke, dass Ihr mich weiterhin lesen werdet.
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Auch über Kommentare zu meiner Erzählung würde ich mich sehr freuen 🙂