Angekommen
Wir sind in Zürich bei unseren Freundinnen angekommen.
Der Jubel ist gross und wir werden überall eingeladen, um unsere Erlebnisse zu erzählen. Es ist August im Jahr 1983 auch in der Schweiz ist es richtig heiss. Wir wohnen mitten in Zürich, für mich keine gute Option, es ist laut, stickig und städtisch. Ich bin ein Landmensch, brauche Grün und Luft. Verglichen mit Indien ist aber selbst die Zurlindenstrasse ein Paradies, es ist alles so sauber, dass man vom Gehsteig essen könnte.
Wir packen die ganzen Sachen aus, die wir in die Schweiz geschickt hatten. Davon habe ich sogar noch ein Foto.
Tropenärztin
Es geht uns nicht gut. Wir beschliessen, eine Tropenärztin aufzusuchen und bekommen innerhalb von wenigen Wochen einen Termin. Dort angelangt werden wir ins Wartezimmer gesetzt und müssen alle halbe Stunde ein Glas Wasser mit Glaubersalz trinken.
Zum mitlesen: Wir werden unbesehen und ohne, dass wir befragt wurden, dazu gezwungen dieses Zeug zu trinken. Mir ist eh schon schlecht, so übergebe ich mich nach wenigen Sekunden. Doris schaut auch eher blass aus. Auf die Frage, was hier passiere, bekommen wir die Antwort, wir müssten alle halbe Stunde Stuhl abgeben und der werde dann auf Amöben untersucht. Ich verlange, die Ärztin zu sprechen, ich kann dieses Salz nicht an mir behalten, mir ist so schlecht, dass ich mich drei mal übergebe. Im Wartezimmer sitzen lauter “Hippies”, die sich gegenseitig von ihren tollen Erfahrungen in Indien erzählen. Doris und ich, schauen uns stumm an.
Die Ärztin kommt ins Wartezimmer und schnauzt mich vor allen Anderen an: “Wenn Sie das hier nicht wollen, nehmen Sie ein Taxi , sie haben sowieso Malaria und das behandle ich nicht”
Doris ist hart im nehmen und bleibt, sie will wissen, ob sie Amöben hat, wenn ja, hätte ich die ja auch. Ich fahre “nachhause”.
Malaria
Natürlich habe ich keine Malaria, aber es ist ein gutes Stichwort. Bis vor wenigen Tagen haben wir die Malariaprophylaxe genommen, seit ich das Mittel nehme, wir waren damals in Udaipur, fühle ich mich krank. Ich hole den Beipackzettel und lese:
- Durchfall
- Müdigkeit
- Abnormale Hautpigmentierung
- Erbrechen
- Fieber
- Anämie
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Entzündung der Zunge
- Bauchschmerzen
- Harnverhalten
Super, das ist in etwa das, was ich habe. Ich bin gespannt auf die Rückkehr von Doris. Sie berichtet, dass sie das zwar durchgestanden habe, die Ärztin aber auch zu ihr nur schroff war. Sie habe nichts gefunden, also haben wir keine Amöben. Na toll, aber es gibt ja noch andere Krankheiten!
Auch Doris denkt, dass es das Malariamittel ist, dass uns krank gemacht hat, abgesehen von den ewigen Würmern. (Das Malariamittel wurde 2009 aus dem Handel genommen, weil es zu viele Nebenwirkungen hatte). Nach dem Absetzen geht es uns relativ schnell wieder viel besser.
Pläne
Ziemlich schnell schauen wir uns nach Wohnungen um und werden fündig. In Brüttisellen, das liegt vor Zürich in der Nähe des Flughafens, finden wir ganz neue grosse Wohnungen im Grünen, mit Terrasse und Kamin.
Luciana und Caroline, sind so begeistert, dass sie sich auch eine Wohnung in dem Quartier nehmen, und Irene, die damals noch bei den Beiden wohnte, zieht mit uns in eine sehr grosse und helle 4,5 Zimmerwohnung.
Die alte Post im Ort steht leer und ich miete das Lokal, um dort einen kleinen Laden für unsere indischen Sachen zu eröffnen. Parallel verkaufe ich Möbel, die ich in desolatem Zustand von Händlern abkaufe und restauriere.
Doris findet sehr schnell wieder eine Anstellung als Taxifahrerin und irgendwie ist einfach alles erst einmal gut.
Unzufriedenheit
Der Zustand dauert nicht lange an. Es macht sich Unzufriedenheit breit. Das Geschäft mit den Antiquitäten und den Sachen aus Indien funktioniert überhaupt nicht. Doris muss für uns beide verdienen und die Miete von dem Lokal frisst meine Reserven auf.
Mir bleibt nichts Anderes übrig, als wieder eine Anstellung bei der Bank in der EDV anzunehmen. Diese bekomme ich sofort und bin sehr schnell wieder in meinem alten Team im Applikationssupport. Eine Abteilung weiter, wird jemand gesucht für die Annahme von Reklamationen bezüglich EDV-Problemen (Bankintern), diese Stelle bekommt Trudi, eine Freundin von uns, die vorher Floristin war. So einfach war das damals.
Wir feiern 1983 alle gemeinsam Weihnachten.
Die Geschehnisse in Indien geraten in den Hintergrund, Doris und ich verdrängen unser gemeinsames Abenteuer ins Unterbewusstsein und kommen nicht im Geringsten auf die Idee, unseren Plan von 3 Jahren Weltreise, wieder aufzunehmen.
Doris und ich legen uns einen Hund namens Shiva zu (ein überzähliger aus einem Wurf Deutscher Schäferhunde), der ganz schwierig ist, sodass wir ihn wieder abgeben müssen, weil wir unseren Alltag nicht bewältigen können.
Wir haben den Übergang nicht wirklich geschafft und wir sind auch nicht mehr das Team, das wir in Indien noch waren.
Doris sagte mir vor wenigen Tagen, als ich sie fragte, weshalb wir nicht wieder auf Reise gegangen seien:
Ich war so froh, wieder daheim zu sein
Ich bin überrascht, wie viele interessante Menschen, diesem Bericht fast ein Jahr lang gefolgt sind.
Ich bedanke mich bei Adeline und Lisi, sie haben mich motiviert, aus meinem Leben zu berichten!
So kam es, dass ich erst jetzt anfing zu schreiben. Die Indienreise war natürlich sehr geeignet, um den Einstieg zu finden und es beginnt früh genug in meinem Leben, um ab nun den weiteren Verlauf zu verfolgen.
Ich würde gerne erfahren, wer alles diese Geschichte gelesen hat, bitte kommentiert doch dieses Mal ganz fleissig.
Ich bedanke mich für das Interesse bei allen meinen Leser(n)-innen
Es folgt noch ein Epilog zu dem Indienbericht und dann geht es weiter mit meinen ganz persönlichen Abenteuern im Jahr 1984
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Fortsetzung und Ende der Indienreise
Den ganzen Reisebericht beginnen hier: Teil 1
Wer gerne weiter liest, sollte sich bitte in der rechten Spalte eintragen, um regelmässig informiert zu werden, wenn ein neuer Beitrag erscheint. Vielen Dank! ?
Auch über Kommentare zu meiner Erzählung würde ich mich sehr freuen 🙂
Danke das ich gedanklich an eurer Reise zeilnehmen darf.
Immer wieder spannende und fesselnde Episoden ?.
Liebe Grüße Karin
liebe Corinne, auch ich habe Dir zu danken für den wirklich tollen, interessanten und aufregenden Indien-Bericht. Wartete immer gespannt auf die Fortsetzung. Habe Lust auf mehr! Lieber Gruss Christoph
Lieber Christoph, es wird auf jeden Fall etwas folgen, worin Du vorkommst, die Zeit in der Bank und auch mein Abstecher zum Schweizerischen Militär (wegen der Bank)
Pannung teigt!
Bin gespannt, wies weitergeht.
Cool, spannend, interessant. Fortsetzung wird erwartet.
Danke für den sehr interessanten Bericht. Mein ehemaliger Chef wurde umgehend sterbenskrank nach einer Geschäftsreise. Allerdings war er in Calcutta.