Fahrt nach Panjim
Der Bus kostet heute mal wieder mehr als sonst. Dafür fährt er auch weiter in die Hügel und auf schmalsten Strassen. Die Möglichkeit des von uns “viel gepriesenen” und befürchteten Busunglücks rückt mit jeder Kurve etwas näher.
Wir kommen heil an.
Weil das eben so ist in Indien, mit Zug und Bahn, dass es andauernd Unfälle mit vielen Toten gibt, haben wir uns für eine völlig neue Idee begeistert. Wir brauchen ein eigenes Verkehrsmittel, mit dem wir auf den äusserst gefährlichen Strassen leicht ausweichen können.
So suchen wir nach einem Motorradgeschäft
Wir laufen uns fast die Füsse wund, bis wir die richtige Adresse gefunden haben. Sich in Indien durchzufragen ist kein einfaches Unterfangen. Die Inder wollen ihr Gesicht wahren und würden niemals sagen, dass sie es nicht wissen. Deshalb sagen sie lieber irgend etwas, was aber gleichbedeutend ist, wie in eine falsche Richtung geschickt zu werden.
Es gibt genau 2 Modell zur Wahl. Einerseits die schwere Royal Enfield und anderseits die etwas schlankere Rajdoot. Die Royal Enfield gibt es in zwei Motorstärken, 350 und 500 ccm und sie hat einen Dieselmotor!
Die Rajdoot hat ebenso einen 350ccm Motor ist aber erstens nicht so schwer und zweitens sind die Motorteile, welche bei der Fahrt heiss werden können, besser verkleidet. Hinzukommt, dass das Motorrad mit einem Yahama-Motor ausgestattet ist, was unser Vertrauen in die Maschine stärkt.
Wir entscheiden uns deshalb für die Rajdoot. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 11’000 Rupien, in Franken umgerechnet kostet ein vergleichbares Motorrad in der Schweiz gleichviel. Der Währungsunterschied jedoch beträgt im Jahr 1983: 1:6 , was das Motorrad für Inder fast unerschwinglich, für uns aber sehr günstig macht. Wir bezahlen also ca. 2’000 CHF dafür.
Zulassungsstelle
Zunächst müssen wir auf die Zulassungsstelle. Auch dorthin gehen wir bis die Füsse schmerzen.
Was ich erwähnen sollte ist: Wo immer wir hingehen oder kommen, wir sind fast immer im Hautkontakt mit den Menschen, die uns umgeben. Sie machen oft die hole Hand oder möchten Geld für uns wechseln. Selbst Kinder rufen uns “change money'” hinterher.
Auf der Zulassungsstelle bedeutet man uns, dass wir zunächst ein “residence certificate” beibringen müssten. Das entspricht einer Aufenthaltsgenehmigung, ausgestellt von der Gemeinde. Vor der Behörde steht ein Auto einer Fahrschule. Es handelt sich dabei um einen umgebauten alten VW Käfer mit zwei Steuerrädern.
Behördenlauf
Auf der Gemeinde müssen wir ein riesiges Formular ausfüllen. Dieses soll von der Vermieterin unterschrieben werden. “Oje” denken wir, wie soll das nur gehen, unsere Grossmutter ist doch des Schreibens nicht mächtig.
Wir gehen zum Haus und treffen die Tochter, welche wir wegen ihres rundlichen Aussehens liebevoll “Wassermelönli” nennen. Sie sagt uns, dass die Mutter noch oben auf dem Markt sei.
Wir holen sie dort ab und gehen mit ihr auf das Amt. Dort gibt es ein grosses Gelächter, weil wir versuchen zu erklären, dass sie wohl nicht schreiben könne. Als sie erfährt, wozu wir sie holen mussten und dass wir ein Motorrad kaufen wollten, ist sie sehr erstaunt, findet das aber sehr lustig. Es gibt ein grosses Geschwätz und endlich sagt der Mann vom Amt: “no problem”.
Es wurde ein Schreiben aufgesetzt und die Seraphina (so der Name der Grossmutter) darf mit ihrem Fingerabdruck unterschreiben. Jetzt läuft der Antrag, in 5 Tagen sollen wir wieder vorbeikommen.
Hier erzählt ein junger Mann, wie er sich freut, heute noch eine Rajdoot aus dem Jahr 1983 zu besitzen.
Den ganzen Reisebericht beginnen hier: Teil 1
Thank you Corrine – it has been fascinating and entertaining to read your travel diary. Looking forward to he next installments.