Jaipur
Eine weitere zweitägige lange und anstrengende Fahrt führt uns von Udaipur nach Jaipur.
Jaipur ist die Hauptstadt von Rajasthan.
Seltsamerweise habe ich überhaupt keine Fotos gemacht. Ich erinnere mich jedoch sehr gut. Wir hatten eine Hotelzimmer mit Blick auf den Obstmarkt, mitten im Zentrum. Wir beobachten die Aktivitäten vom Zimmer aus. Es ist unglaublich, Jaipur ist von Affen eingenommen. Sie kommen vom Hanuman Tempel, wo sie gefüttert werden und sich ungestört vermehren können. Die Affen sind in den heissen Sommermonaten aggressiv und greifen Menschen an. Wer hier auf dem Markt etwas kauft, ist es gleich wieder los. Die Strassen sind völlig überfüllt mit Menschen und Tieren. Das mag der Grund sein, weshalb es keine Fotos gibt, weil wir schlicht keine Lust mehr haben auf das Gewühl der Menschen in der sengenden Hitze. Diese wird immer unerträglicher, 1983 ist eines der heissesten Jahre, nicht nur in Indien.
Das Video ist sehr anschaulich und ersetzt alle von mir nicht gemachten Fotos. Bitte bis zu Ende schauen, es zeigt die Affeninvasion auf dem Markt, so wie wir das erlebt haben.
Wir verlassen das Hotel erst am Abend, die Affen machen uns Angst und die Tageshitze lähmt uns. In einem der unzähligen Edelsteinläden kaufen wir ein.
Die Verkäufer sind ganz wild darauf uns ihre schönsten Steine zu zeigen. Die Fundorte sind zwar in Rajasthan oder sonst irgendwo in Indien, geschliffen und poliert werden sie jedoch in Idaroberstein, der Weltmetropole der Edelsteine. Die Steine haben somit eine sehr lange Reise hinter sich, bis sie in den Läden von Jaipur verkauft werden.
Wir lassen uns das Essen aufs Zimmer bringen, auf einer Karte mit Bildchen suchen wir aus, was wir wollen. Wieder ein Mal bestellen wir Biryani. Meist ist es parfümiert mit Rosenwasser und einer Menge frischem Koriander. Ich erinnere mich gut, es sah so gut aus, aber ich mag keinen Koriander. Ich hatte das Gefühl Seife zu essen. Auch Doris ist dieses Essen leid.
Wie macht mein ein Chicken-Biryani ? So:
Entschluss
Nach all den Strapazen und der geringen Motorleistung unserer Rajdoot, fassen wir den Entschluss, nicht mehr in den Norden Indiens und schon gar nicht in das Karakorum-Gebirge zu fahren. Der Motor würde versagen -alleine schon wegen der sauerstoffarmen Luft- wir würden stecken bleiben. Nach den bisherigen Erlebnissen, hatten wir keine Lust auf erneute gefährliche Abenteuer.
Wir würden nun bis Neu-Delhi fahren und dort entscheiden, was wir weiter unternehmen wollen.
Richtung Neu Delhi
Wir fahren nicht auf direktem Weg Richtung Delhi sondern nehmen noch einen kleinen Umweg in Kauf, um in Agra, das berühmte Taj Mahal zu besuchen.
Auch diese Fahrt dauert ewig, sie ist von Staub, Dreck und Hitze geprägt. Die Lastwagendichte auf der Strasse nimmt ungeahnte Formen an. Wir bewegen uns nur noch ganz langsam und sozusagen ausschliesslich auf einem schmalen Ackerstreifen zwischen Fahrbahn und Feldern. Die morgendliche Fäkal-Karawane ist schon nicht mehr sonderlich erwähnenswert, macht uns hier aber besonders zu schaffen, weil sie sich aus allen Richtungen in alle Felder begibt.
Agra
Wir haben Rajasthan verlassen und sind nun im Bundesstaat Uttar Pradesh.
Wie kann es anders sein, wir werden enttäuscht. Bedingt durch die Trockenheit und Hitze in diesem Jahr, gibt es rund um das Taj Mahal kein Wasser. Die angelegten Teiche, welche sonst mit bunten Seerosen bedeckt sind, sind leer; die Wasserspiele der Sprinkleranlagen und Springbrunnen gibt es nicht.
Es erwartet uns eine immense Menschenmenge.
Alle müssen die Schuhe ausziehen, die ganze Treppe zum Eingang ist gefüllt mit den Schuhen der Besucher. Wir entschliessen uns, wie schon früher, die Socken anzubehalten und binden uns die Schuhe um den Hals. Die Chance, sie nicht mehr zu finden, oder dass man sie uns stiehlt, ist zu gross.
Das Bauwerk ist eindrücklich aber begeistert uns nicht wirklich. Der Blick dahinter jedoch ist wesentlich aufregender.
Hinter dem Taj Mahal befindet sich ein Fluss, wegen der Dürre ist nur wenig Wasser vorhanden. Hier geben sich, wie so oft in Indien, das Leben und der Tod die Hand. Man sieht Menschen baden, ihr Geschäft verrichten, andere bauen Holzhaufen auf, auf welchen sie ihre Angehörigen verbrennen. Um das Treiben herum haben sich Aasgeier versammelt. Wahrlich kein schöner Anblick, von dem Gestank ganz zu schweigen.
Dieser Gegensatz, vorne ein bedeutendes Bauwerk, welches als einer der grössten Anziehungspunkte Indiens gilt und hinten, der ganze stinkende Dreck, den eigentlich keiner sehen will.
Dieses widersprüchliche Bild bringt die Beschreibung Indiens auf den Punkt.
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Den ganzen Reisebericht beginnen hier: Teil 1
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