Indien Teil 35 Neu-Delhi

Lesezeit: 3 Minuten

Von Agra nach Neu-Delhi

Das ist die schlimmste aller Tagesfahrten, die wir in Indien erlebt haben.

Verkehr, Dreck, Gestank

Wir müssen Augen und Atemwege vor Staub und Hitze schützen. Der Verkehr, damals noch fast ausschliesslich Lastwagen und alles Mögliche von Tieren, Handkarren und Rikschas, Fahrrädern und Motorrädern bestimmt, ist die absolute Katastrophe. Die Fahrt ist wirklich gefährlich.

Hier ein Film aus der Jetzt-Zeit, es war damals kein Bisschen anders!

Kleiner Tipp: Ton aus, die Musik ist echt schräg.

Irgendwie kommen wir in Neu-Delhi an. Schnell finden wir an einem grossen Platz ein Zimmer bei einer Frau mit Kind. Wir wohnen am Connaught Place, im Herzen der Stadt.

(Keine Ahnung, wie wir das immer geschafft haben, aber ich erinnere mich, dass es einfach war).

Es handelt sich um eine architektonische und stadtplanerische Glanzleistung aus der britischen Kolonialzeit. In der Mitte ist ein Park mit Grünanlage, von wo aus Strassen sternförmig nach aussen führen. Es gibt  mehrere Ringe an Bauten und einen äussersten Strassen-Ring, wo sich der extreme Verkehr der Stadt hindurch wälzt.

Ich habe ein kleines Video gefunden, da ich leider selber keine Bilder habe, sollte man sich das schnell ansehen.


Im Gegensatz zu Mumbai wirkt Neu-Delhi recht sauber.

Die Strassen sind gekehrt und zumindest hier um den Platz herum ist alles schön angelegt. Damit nicht jeder auf die Strasse spuckt und seinen roten Betelsaft unkontrolliert verteilt, gibt es hier Spuckecken.

Spuckecke Neu-Delhi (c) 1983 Corinne I. Heitz
Spuckecke Neu-Delhi (c) 1983 Corinne I. Heitz

Es gibt hier Läden und Restaurants.  Sogar so etwas wie ein Einkaufszentrum, den

Palika Bazaar

Wir brauchen dringend neue Kleider. Von der Fahrt sind die völlig verdreckt und vor allem ist uns alles zu weit geworden. Wir sind beide nur noch ein Strich in der Landschaft. Im Einkaufszentrum finden wir einen Schneider. Wie immer bitten wir um Kopie, von dem was wir anhaben, einfach nur enger.  Der Mann beginnt mich zu vermessen und fasst mir dabei in den Schritt. Zuerst denke ich, es war Zufall, dann wiederholt sich das Begrapschen noch etwas deutlicher.  Oh nein, das haben wir jetzt wirklich nicht gebraucht. Ich erzürne und bäffe ihn an.  Er habe doch nichts getan, meint er.

Es gibt keine neuen Hosen! Jedenfalls nicht bei ihm.

Wir schauen uns um. Es gibt eine kleine Essecke, wo frischer Obstsalat serviert wird.  Kaum sitzen wir,  lassen wir uns so einen richtig grossen Fruchtbecher mit Schlagrahm bringen.  Wow, nach dieser langen Zeit, endlich etwas Frisches. Wir baden fast darin. Hintereinander essen wir drei Schüsseln leer.

Ab diesem Tag sind wir zwei Mal täglich in dem Zentrum und essen einen Becher Obstsalat mit Sahne.

In der Schneiderei ist jetzt auch eine Frau, wir lassen uns von ihr neue Hosen und Blusen machen.  Unerträglich ist die Hitze, wir können nicht viel unternehmen. Meist gehen wir erst abends auf die Strasse.

Motorrad

Nach fast drei Monaten unterwegs auf dem Motorrad, entscheiden wir uns, fortan ohne auszukommen. Es wird vor unserem Haus  an einer Strassenlaterne festgebunden. Auf einem Zettel steht: “For Sale”, zu verkaufen. Das Motorrad sieht makellos aus und sogleich bleiben etliche junge Männer bei uns stehen. Der Connaught Place ist natürlich der beste Ort, für den Verkauf, denn hier sind vor allem Banker und Geschäftsleute unterwegs.

"For sale" Rajdoot (c)1983 Corinne I. Heitz
“For sale” Rajdoot (c)1983 Corinne I. Heitz

Wir können nicht klagen. Das Motorrad hat uns wirklich gute Dienste erwiesen. Wir hatten nicht eine einzige Panne, keinen Plattfuss und auch das Benzin ging nie aus. Gott sei Dank hatten wir keinen Unfall, und sind niemals gestürzt.

Endlich Essen

Am Abend gehen wir seit Langem in ein richtiges Restaurant.

Auf der Karte stehen unter anderem: Spaghetti mit Tomatensauce! Sieben Monate ohne Pasta, das ist kaum auszudenken. Natürlich bestellen wir uns das.  Es kommt ein grosser Teller voll dampfender Spaghetti. Ich nehme die Gabel und… die Pasta ist so weich gekocht, dass die Gabel durchfährt, die Sauce ist so etwas ähnliches wie Ketchup.  Ja, ich vergass, es waren die Briten, die Indien kolonialisierten, nicht die Italiener!

Wir bestellen ohne viel Theater um. Es gibt einen Sizzler mit viel frischem Gemüse vom heissen Stein und Reis dazu, das schmeckt wirklich gut; endlich werden wir wieder satt.

Es gibt viel zu sehen und zu erleben  in der Hauptstadt Indiens.


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Fortsetzung

Den ganzen Reisebericht beginnen hier: Teil 1


 

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