Indien Teil 36 Warten

Lesezeit: 4 Minuten

Wir warten

Wir warten auf ganz verschiedene Dinge und Ereignisse und sitzen in Neu-Delhi fest.

Motorrad-Verkauf

Schnell finden sich mehrere potentielle Käufer für das Motorrad. Kaum einer kann glauben, dass wir ohne einen einzigen Kratzer von Goa bis Neu-Delhi gefahren sind. Hier sind wohl die Wartezeiten für eine Rajdoot ziemlich lang, was für unseren Verkauf äusserst förderlich ist.  Täglich versammeln sich etliche junge Männer vor unserem Motorrad. Wir beginnen zu verhandeln, schnell zeigt sich, dass Geld keine Rolle spielt, so bekommt derjenige, der am meisten bietet den Zuschlag. Wir können es kaum fassen, wir verkaufen unser Motorrad zum doppelten Preis, wie wir bezahlt hatten.

Der Käufer hat jedoch unglaubliche Angst, dass eventuell doch ein Unfall mit dem Motorrad verursacht wurde, dass uns die Maschine eventuell gar nicht gehören könnte, oder dass die Zulassung nicht wirklich stattgefunden hatte. Alle Einwände verstehen wir sehr gut, wenn wir daran denken, dass wir die Nummer selber auf das Motorrad gemalt hatten und wie die Zulassung von statten ging.

Wir vereinbaren uns am nächsten Tag, um einen Vertrag aufzusetzen. Wir sind gespannt, wie das wohl gehen wird. Fünf Freunde des Käufers sind mitgekommen und sind alle ganz aufgeregt, weil er heute das Motorrad von uns abkauft.  Anders als bei uns arbeiten hier die Juristen und Notare im Freien! Unter den Arkaden des Connaught Platzes sind Schreibtische auf kleinen Podesten aufgebaut. An einem solchen sitzt der Anwalt unseres Käufers. Wir steigen die zwei Tritte hoch auf das Holzpodest und nehmen Platz. Nachdem wir uns ausgewiesen haben, müssen wir die Geschichte des Kaufs und unserer Reise erzählen. Zuletzt schwören wir auf die indische Verfassung, dass wir keinen Unfall hatten und dass das Motorrad wirklich uns gehört. In der Tat hatten wir keine Quittung beim Kauf erhalten.

Die Männer sind sehr erstaunt über unsere Geschichte  und voller Ehrfurcht wird der Vertrag aufgesetzt und unterzeichnet.  Mit dem Vertrag gehen wir zum nächsten Podest, wo eine Notar arbeitet.  Dieser segnet den Vertrag mit Stempel und Unterschrift ab. Die wenigen Gebühren übernimmt der Verkäufer. Danach geht es zur Bank, wo er das Geld abhebt und uns am Schalter noch überreicht.

Diesmal schauen wir gut und stecken das Geld auch nicht einfach so ein. Wir teilen uns die Summe in verschiedene Taschen auf und gehen schmunzelnd aus der Bank. Beim Motorrad angekommen, übergeben wir die Schlüssel und einen Ein-Rupien-Schein, letzteren als Zeichen für ein gutes Geschäft.

Ein bisschen traurig sind wir schon.

Visum

Wir sind jetzt fast 6 Monate in Indien. Unser Visum läuft in zwei Wochen ab. Eine offizielle Verlängerung gibt es nach 6 Monaten nicht mehr. So oder so, wir brauchen nochmals eine Verlängerung, egal was wir vorhaben. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die uns genannte Adresse (vom Schweizer in Calangute)  in Bombay anzurufen. Dort teilt man uns mit, dass es gar kein Problem sei. Wir sollen die Pässe mit der Post per Einschreiben und je 200 Rupien zusenden. Da wir einen eindeutige Adresse in Delhi haben, lassen wir uns darauf ein.  Zuvor lassen wir uns Fotokopien der Pässe machen.

Bis die Pässe zurückkommen, müssen wir in Delhi bleiben.

Ausflüge

Zunächst fahren wir mit dem Bus nach Old Delhi. Das ist der alte Stadtteil, wo es einen grossen Markt gibt.  Das Gedränge ist unglaublich und die Gassen sehr eng.  Zwischen den aberwitzig vielen Menschen tauchen immer wieder Rikschas auf, Fahrräder, Karren von Büffeln gezogen, auch Motorräder und Vieles mehr.  Permanent wird man gestossen, begrapscht und zwischen den Menschen fast erdrückt. Natürlich wird auch der eine oder andere Schein aus der Tasche geklaut. Den Fotoapparat hatte ich erst gar nicht mitgenommen.  Wir kaufen uns ein paar Mangos und suchen das Weite.

Hier ein Video aus der Jetztzeit, ist nicht anders nur viel mehr Autos:

Zoo

Wir besuchen den Zoo in Delhi.  Es ist so heiss, dass sich kaum ein Tier bewegen möchte, auch sind wir die einzigen Besucherinnen.  Der Stolz des Zoos sind die weissen Tiger. Ein Wärter kommt auf uns zu und erlaubt uns, gemeinsam mit ihm, hinter die Kulissen zu schauen. Er führt uns in die Behausungen der weissen Tiger. Ich hatte als Kind schon Mühe, wenn dieser stechende Amoniak-Geruch meine Nase traf. Hier ist es überhaupt nicht auszuhalten, erstens die Hitze und zweitens die Intensität. Kurz sehen wir zwei riesige weisse Tiger, die in ihrem engen Käfig nicht sehr glücklich aussehen.

Mir reicht es auch, wenn wir die Tiere von Weitem, dafür im Freien sehen können.  Da sind zwar nicht die weissen Tiger aber immerhin ist ein Tiger zu sehen.

Tiger Im Zoo in Dehli (c) 1983 Corinne I. Heitz
Tiger im Zoo in Delhi (c) 1983 Corinne I. Heitz

Später begibt sich einer der weissen Tiger doch noch ins Freie, legt sich sofort ins Wasser und rührt sich nicht mehr von der Stelle. So ein Bad hätten wir auch gerne!

Weisser Tiger Im Zoo in Dehli (c) 1983 Corinne I. Heitz
Weisser Tiger im Zoo in Delhi (c) 1983 Corinne I. Heitz

Wegen der Hitze haben die Tiere fast alle den Schatten gesucht. Die meisten Gehege haben kein oder wenig Wasser. Es sieht schlimm aus.  Nur ein Nashorn findet unseren Besuch erfreulich und möchte zu gern wissen, wer wir sind.

Nashorn im Zoo in Dehli (c) 1983 Corinne I. Heitz
Nashorn im Zoo in Delhi (c) 1983 Corinne I. Heitz

 

Wir fahren zurück mit dem Bus zum Connaught Place

Doris hat mich, seit ich diesen Bericht schreibe, immer wieder daran erinnert, denn ich hatte es verdrängt und vergessen:

Wir steigen aus dem Bus, der in einer Kurve hält, es gibt eine Absperrung mit einem Eisengeländer, sodass wir nicht sofort auf den Gehsteig können. Während ich gehe, rast ein weiterer Bus auf mich zu, ich drücke mich so gut ich kann mit dem Rücken gegen das Geländer und mache mich so dünn, wie es nur geht und dennoch streift mich dieser Bus ganz leicht. Um Haaresbreite, im wörtlichsten Sinne des Wortes, hätte er mich überfahren!

 

Wir bleiben in unserem Zimmer und essen die Mangos, die wir gekauft haben. Wasser in Delhi zu bekommen, ist zum Glück nicht so schwer. Wir haben zu Trinken und zu Essen. Nur die Hitze ist unerträglich. Nachts kühlt es kaum mehr ab und wir träumen von Schnee.


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Fortsetzung

Den ganzen Reisebericht beginnen hier: Teil 1


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