Indien Teil 37 Monsun

Lesezeit: 4 Minuten

Monsun

Die Hitze wird immer unerträglicher, denn die Luftfeuchtigkeit steigt täglich.  Wir bleiben immer länger und immer öfter nur in unserem Zimmer.  Mit letzter Kraft schleppen wir uns zu dem Basar, um unseren Obstsalat mit Sahne zu essen.  Immer öfters kommt es zu heftigen Regenschauern und starken Windböen. Doch beides kühlt in keinster Weise ab. Im Gegenteil, es fliegt einem zusätzlich der Dreck und der Staub der Strassen um die Ohren und in die Augen.

Monsun, Delhi (c)1983 Corinne I. Heitz
Monsun, Delhi (c)1983 Corinne I. Heitz

Tricks

beherrschen sie, die jungen Inder, die keine Arbeit haben. Da wir in Delhi festsitzen und auf unsere Pässe warten müssen, vertreiben wir uns die Zeit unter anderem damit, dass wir uns auf die Trickspieler auf den Strassen einlassen.

Das Hütchen-Spiel ist sehr beliebt und natürlich fallen wir einmal drauf rein.

Ganz besonders gefiel uns ein Mann, der uns einen Zettel in die Hand drückte mit dem Wort “God” darauf, den sollte ich festhalten und nicht loslassen. Während seiner “Vorführung” setzte ein heftiger Platzregen ein, er meinte, wir sollten zu unserer Wohnung gehen (klar wusste er, wo wir wohnen!). Wir rennen über die Strasse und versuchen im Trockenen zu bleiben, werden aber klatsch nass, was eine nicht unwillkommene Abkühlung bedeutet. Als wir zum Haus kommen sitzt er komplett trocken schon im Treppenhaus. Das Zettelchen habe ich immer noch in der Hand, als er in seiner Hand ein ebensolches auftauchen lässt, wo “God” draufsteht.  Ich nehme mein Zettelchen hervor und siehe da, es steht nichts drauf.

Für diese Leistung, möchte er 10 Rupien, die er auch bekommt. Was er nicht weiss: Sein Trick war nichts Besonderes, wir sind jedoch von seiner Fähigkeit in einem solchen Regen, nicht nass zu werden so begeistert, dass wir stundenlang überlegen, welchen Weg er genommen habe. Es führt kein Weg zu dem Haus, ohne dass man einmal die Strasse überqueren müsste und dennoch, ist er vollkommen trocken geblieben.

Handlesen

An jeder Strassenecke wird einem angeboten, aus der Hand lesen zu lassen.  Ich erinnere mich gut, was der junge Mann “gelesen” hatte, denn es macht im Nachhinein wirklich Sinn.

“Geld wird kommen und gehen, aber es bleibt nicht”

Geld hat das so an sich. Aus der heutigen Sicht ist dieser Satz einfach nur weise.  Dass ich jedes Jahr nach Indien zurückkomme und Geld mitbringen werde, das war der Wunsch des Handlesers und er hat sich nicht erfüllt.

Lethargie

Nicht nur wir, auch die Menschen in der Stadt, sind völlig gelähmt von der Hitze. Überall liegen sie auf dem Boden und warten, bis der Regen kommt. Dann kommt Bewegung und Leben in die Strassen.

Hitze in Delhi (c)1983 Corinne I. Heitz
Hitze in Delhi (c)1983 Corinne I. Heitz

In den Regenpausen kommen Strassenhändler und verkaufen für wenig Geld Süssigkeiten  oder anderes Naschwerk.

Strassenhändler, Delhi (c)1983 Corinne I. Heitz
Strassenhändler, Delhi (c)1983 Corinne I. Heitz

Pässe

Wir sind jetzt schon zwei Wochen in Delhi, unsere Visas sind abgelaufen und wir haben keine Pässe mehr. Täglich warten wir auf Post, doch nichts kommt.

Durch die Hitze fühlen wir uns schwach und krank.  Der Körper hat Mühe mit Temperaturen über 37 Grad, denn die eigene Körpertemperatur ist ungefähr bei 35 Grad.  Da es auch in der Nacht nicht mehr kühler wird, steigt die Körpertemperatur über die Norm hinaus, was zu erheblichem Krankheitsgefühl führt und einem künstlichen Fieber entspricht.

Wir entscheiden uns, nach Bombay zu fliegen, um die Pässe abzuholen. Doch ohne Pass kommt man nicht durch die Kontrollen im Flughafen.

Wir sitzen fest und haben kaum noch Energien, um irgendetwas zu unternehmen, um unseren Zustand zu verbessern.

Schweizer Botschaft

Mit Taxi und letzter Kraft fahren wir zur Schweizer Botschaft.  Dort erklären wir unsere Situation. Man lässt uns nicht hinein! Wir bekommen einen Termin in drei Tagen.

Wieder langes Warten.

Nach den drei Tagen stehen wir wieder vor der Botschaft, wir bekommen Einlass. Man mustert uns von Kopf bis Fuss und urteilt wohl etwas vorschnell, dass wir zu diesen Drogensüchtigen gehören, welche hier in Indien stranden und nicht mehr nachhause kommen. Als erstes erklärt man uns, dass sie kein Geld herausgeben und man schauen solle, dass ein Angehöriger ein Flugticket kaufe.

Endlich kommen wir zu Wort und erklären, was uns mit den Pässen passiert ist.

Nein das tut man nicht! Einen Schweizer Pass gibt man nicht fahrlässig aus der Hand”, werden wir ziemlich unwirsch aufgeklärt.

Wir zeigen die Fotokopien um bitten um eine Bestätigung, dass uns die Originale abhandengekommen seien, damit wir den Flug nach Bombay antreten können. Widerwillig erhalten wir diesen Wisch und fühlen uns nicht wirklich als Bürger unseres ach so tollen Landes wahrgenommen.

Das im Beitrag verwendete Bild 
stammt von der Webseite 
https://www.eda.admin.ch/newdelhi des Schweizerischen 
Amtes für Auswärtiges und 
besitzt ein Copyright des FDA 
The embassy premises in New Delhi © FDFA

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Fortsetzung

Den ganzen Reisebericht beginnen hier: Teil 1


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